Entstehung
1992 entsteht ein Info- und Lesecafe in einem besetzten Haus der Ernestistraße
in Leipzig-Connewitz, das von der Idee her an ähnliche Projekte in
Weststädten anknüpft. Der Schwerpunkt soll auf Infoveranstaltungen
und Trikontbezug liegen. Getragen wird das Projekt von 4-6 BewohnerInnen
des Hauses.
Aufbau des Infoladens
Nach der polizeilichen Räumung der gesamten Ernestistraße im
April 1993 zieht der Infoladen in das Atelierhaus ZORO, ein besetztes Kulturzentrum
in Connewitz; einige Leute der alten Infoladenbesatzung arbeiten in anderen
Projekten mit, die zum Teil eigene Archive aufbauen; neue Leute kommen
dazu. Die Struktur und der Bestand des Ladens wird ausgebaut: es gibt nun
einen Computer- & E-mail-Anschluß, ca. 10 Zeitschriften werden
abonniert und thematisch in Ordnern gesammelt. In den gleichen Räumen
befindet sich ein alternatives Bibliotheks- und Buchladenprojekt. Durch
das Cafe und das Offene Antifaschistische Plenum im ZORO wird der Infoladen
durch die Szene akzeptabel genutzt.
Ausbau
Mitte 1995 zieht der Infoladen wegen geplanter Sanierung des ZORO und wegen
der ungünstigen Räumlichkeiten in das Conne Island, ein selbstverwaltetes
soziokulturelles Zentrum in Connewitz; dort befindet sich schon die Lesebude,
eine alternative Bibliothek. Die Verleihbücher des Buchladen- und
Bibliotheksprojektes Bruchsteine befinden sich in Ermangelung eigener Räume
zwischenzeitlich im Infoladen; nach deren Auszug wird ein eigener Bücherbestand
angelegt und die Anzahl der Zeitschriften-Abos auf 50 erhöht, die
thematische Sammlung der Artikel wird verbreitert und intensiviert. Die
zunehmende Menge des Materials wird nun in Datenbanken erfaßt. Die
Szene nimmt das Material, die Technik und die Räumlichkeiten stärker
an.
Es gründet sich das Antifa-Presse-Archiv,
an das der komplette Antifa-Bestand des Infoladens übergeht und nun
in Arbeitsteilung zu diesem Thema sammelt; die Frauenbibliothek Mona
Lisa erhält den Artikelbestand zum Thema Frauen. Nach der Auflösung
des Dritte-Welt-Archivs Leipzig geht dessen gesamtes Material in den Infoladenbestand
über.
Es entstehen im Infoladen zwei Beratungsstellen, die einmal wöchentlich
in den Räumen Beratung anbieten: die (T)KDV-Beratung für (totale)
Kriegsdienstverweigerer, später die Grüne
Hilfe für Menschen, die mit dem BtMG in Konflikt geraten sind.
Von beiden Projekten gehen Öffentlichkeitsarbeit, Infoveranstaltungen
und Aktionen aus.
Der Infoladen selbst führt keine Öffentlichkeitsarbeit durch;
im Conne Island finden zwei große Benefizkonzerte für den Infoladen
statt. Die Finanzierung läuft fast ausschließlich über
die (stark schwankende Anzahl der) MitarbeiterInnen sowie über private
Buchspenden und Spendenpakete linker Verlage.
Selbstdarstellung 1995 im Cee Ieh #06
1998-1999
Der Infoladen wird renoviert und erhält zwei neue Räume innerhalb
des Conne Island. Der Materialbestand hat einen hohen und ausreichenden
Stand erreicht und die Anzahl der Abos bzw. Neuanschaffung von Büchern
sinkt. Der Infoladen wird als Arbeits- und Treffenraum für politische
Projekte ausgebaut; die Computertechnik wird erweitert und verstärkt
genutzt (neue Datenbank für Bücher; Zeitschriften & Zeitungen
auf CD-Rom, Computerkurse), Internetanschluß, TV und Video eingerichtet;
Projekte und Gruppen können ihre Post über den Infoladen beziehen
und erhalten Info- und Zeitschriftenartikelmaterial; ein Raum wird als
Beratungsraum eingerichtet.
Die Zusammenarbeit mit anderen Archiven wird intensiviert, um Arbeits-
und Materialdoppelung zu vermeiden; den Artikelbestand zu den Themen "Rassismus,
Migration, Flüchtlinge" und "Asien, Afrika" des Infoladens erhält
das Infobüro (jetzt Antira-Archiv).
Es findet wieder Öffentlichkeitsarbeit statt (Flyer, Plakate,
Anzeigen, Büchertische in Zusammenarbeit mit dem Buchladenprojekt
Bruchsteine, Internetseiten).
Ein neues Finanzierungsmodell wird eingeführt: interessierte Gruppen,
die den Infoladen meist auch nutzen, spenden monatlich einen Betrag.
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